Low Carbon Logistics

Nachhaltige Lieferverkehre in Kleinstädten

Projektbeschreibung Low Carbon Logistics

Die Versorgung mit Gütern ist eine Grundlage unserer Lebensqualität und Voraussetzung von Wirtschaftswachstum. Das sorgt in einem wirtschaftsstarken Land wie Deutschland für ein stetig wachsendes Frachtaufkommen. Metropolen sind hierbei besonders stark betroffen. Aber auch in den touristisch geprägten Kleinstädten wird der Güterverkehr dann zum Problem, wenn Touristen sich dadurch gestört fühlen und wegbleiben. Dazu droht als Folge negativer Umweltwirkungen wie Lärm, Gestank und Unsicherheit die Gefahr, dass Prädikate wie Kur- oder Heilbad entzogen werden. Gerade Stadtverwaltungen sind dazu angehalten, dem entgegenzuwirken. Es müssen die Klimaziele sowie die Ziele zur Reduzierung der Treibhausgas- und Feinstaubemissionen erreicht und zugleich ein uneingeschränkter Verkehrsfluss gewährleistet werden. Laut EU-Kommission soll bis 2050 der innerstädtische Verkehr europaweit CO2-neutral sein.

Weltweit macht der Güterverkehr bereits heute 30 Prozent des verkehrsbedingten und sieben Prozent des totalen CO2-Ausstoßes aus, wobei eine besondere Belastung im innerstädtischen Verkehr zu verzeichnen ist. Laut eines Berichts des International Trade Forums könnte bis zum Jahr 2050 eine fast vierfache Steigerung des Güterverkehrs stattfinden, was die Klimaziele ernsthaft unterminieren würde. Problematisch ist auch die oftmals nur halbvolle Beladung der Transporter beim Einfahren in die Städte.  So werden speziell Einrichtungen wie Einkaufszentren, Krankenhäuser und Schulen täglich mehrfach von unausgelasteten Transportern beliefert, was wiederum zu überfüllten Laderampen, einem verstärkten Verkehrsaufkommen und Staus führt.

Vor diesem Hintergrund wächst der Druck auf die Städte, nachhaltige Logistiklösungen für die Transportinfrastruktur zu finden. Was für den Personennahverkehr bereits vielerorts geregelt ist, fehlt für den innerstädtischen Güterverkehr gänzlich. Doch mit regulatorischen Maßnahmen wie Umweltzonen oder die Einführung einer City-Maut ist den Stadtverwaltungen nur bedingt geholfen. Das EU-Projekt Low Carbon Logistics (LCL) sucht deshalb nach innovativen Logistiklösungen, um den Güterverkehr in Mittel- und Kleinstädten umweltfreundlicher und effizienter zu gestalten.

Die Logistiklösungen werden in fünf südbaltischen Regionen (Olofström (Schweden), Rietavas (Litauen), Neringa (Litauen), Stargard (Polen) und Bad Doberan (Deutschland)) implementiert, um bewährte Praxisbeispiele für intelligente und umweltfreundliche Verkehrsdienste zu präsentieren. So wurden bspw. in Bad Doberan Kooperationen mit UPS, DPD und pakadoo geschlossen, die ein Mikrodepot- und Lastenfahrradkonzept, ein Handwagenkonzept und ein ein Modell zur Paketzustellung zum Arbeitsplatz umfassen. Durch diese Maßnahmen soll der motorisierte Zustellverkehr in der Innenstadt reduziert werden, was entsprechend geringere Emissionen und eine gesteigerte Innenstadtattraktivität zur Folge hätte.

Die Pilotstädte in Schweden, Litauen und Polen streben hingegen sogenannte Umschlagterminals an. Diese sollen langfristig nicht nur als Sammelstelle für LKWs dienen, sondern zugleich ein hohes Maß an Effizienz erwirken, indem bestimmte Warengruppen direkt getrennt werden, Waren in der Auslieferungsreihenfolge auf Palettenebene kommissioniert werden, ein Standardlabeling verwendet wird und ein IT-System zum Einsatz kommt, welches Umschlag, Routenplanung und Abrechnung ausführt.  Ebenfalls ist von den Umschlagterminals ausgehend die Art der Distribution in die Städte hinein von großer Relevanz. Sinnvoll ist hierbei die Verteilung vom Terminal mit kleinen Verkehrsmitteln je nach Transportgut. Dies könnten Lastenfahrräder sowie Elektrotransporter sein.

Um den Erfolg der Konzepte sicherzustellen, müssen die Städte die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen. Hierzu zählt neben der Einrichtung von internen Planungsstellen und Kontrollinstanzen auch die Sicherstellung der Flächenverfügbarkeit für Konsolidierungszentren. Die Aufgabe der Logistikdienstleister ist es, mit Stadtverwaltungen, Automobilherstellern und IT-Dienstleistern zu kooperieren, um gemeinsam passgenaue Lösungen für einen klimaverträglichen und effizienten innerstädtischen Güterverkehr zu entwickeln. Dafür sind neben neuartigen Betreibermodellen auch vertragliche und somit juristische Belange zu bedenken, um das Konzept auf ein tragfähiges Fundament zu stellen. Hierbei muss bspw. berücksichtigt werden, wie Verträge für die Güterkonsolidierung und -auslieferung aussehen könnten (Stichwort: Ausschreibungen und Lose) und welche Konditionen diese beinhalten würden.

Diesen Bedingungen widmet sich ein internationales Expertenteam, das im Rahmen von LCL geschaffen wurde und aus einem Konsortium der relevantesten Expertinnen und Experten für umweltschonende Transport- und Logistiklösungen besteht. Nach Ablauf der offiziellen Projektlaufzeit wird das Team in Form eines Beratungsteams bestehen bleiben und Unternehmen sowie Gemeinden, die an CO2-armen Logistiklösungen interessiert sind, bei der Implementierung entsprechender Logistikprozesse – sowohl administrativer als auch praktischer Art – unterstützend zur Seite stehen.

Zusammenfassend zielt das Projekt Low Carbon Logistics darauf ab, kohlenstoffarme Logistikstrukturen in fünf Pilotstädten innerhalb der südlichen Ostseeregion zu etablieren. Sie sollen als Best-Practice-Beispiele dienen, die auf lange Sicht möglichst weite Verbreitung finden. Daher analysiert das Projekt zunächst die aktuellen Rahmenbedingungen vor Ort (Warenströme, Art der Waren, Interessengruppen, rechtliche Grundlagen etc.) und entwickelt ein übergreifendes Konzept für kohlenstoffarme Logistik für Städte und ländliche Regionen. In seiner letzten Phase wird das Projekt die aktive Umsetzung der festgelegten Maßnahmen und Lösungen vorantreiben.

Der gesamte Prozess ist so konzipiert, dass er nach Ende des Projektzeitraums in Richtung eines ganzheitlichen Konzepts für eine Region mit kohlenstoffarmer Logistik weiterentwickelt werden kann. Um dies zu erreichen, ist nicht nur das internationale Expertenteam von Relevanz, sondern LCL wird außerdem durch umfangreiche Maßnahmen zur Steigerung der öffentlichen Akzeptanz, durch die Entwicklung von Geschäftsmodellen sowie der Schaffung eines internationalen Labels für kohlenstoffarme Logistikeinrichtungen begleitet.