Kopernikus-ENavi

 Transdisziplinäres Reallabor "Modellregion Mecklenburg"

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat das Programm „Kopernikus-Projekte für die Energiewende“ an vier Konsortien vergeben. Die Bundesregierung will mit diesen Projekten Anhaltspunkte für die Weiterentwicklung der Energiewende erhalten.

Eines der vier Projekte ist „ENavi“. Professor Ortwin Renn vom Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) Potsdam wird das Projekt zur Systemintegration mit 64 Partnern leiten. ENavi betrachtet die Energiewende als einen gesamtgesellschaftlichen Veränderungsprozess. Auf diesem Wege wird das Projekt dazu beitragen, die Energiewende mit größtmöglicher Akzeptanz voran zu treiben. Die erwarteten Erkenntnisse erlauben zudem eine Abschätzung des Marktpotentials verschiedener Technologien. ENavi beschäftigt sich konkret mit der systemischen Verknüpfung zwischen Technik, sicherer und wirtschaftlicher Energieversorgung, neuen Geschäftsmodellen, sozialverträglicher Systemgestaltung und energierelevantem Verhalten von Groß- und Kleinverbrauchern.

Das Kompetenzzentrum ländliche Mobilität ist mit der Modellregion Mecklenburg einer der Partner des IASS. Oberstes Ziel der Modellregion Mecklenburg innerhalb von ENavi ist es, Entwicklungspfade zu erarbeiten, mit denen Energien (Wind, PV, Biogas, Geothermie...) regional erzeugt werden und deren Effekte (Strom, Wärme, Gase, Mobilität) auf sinnvolle, konfliktarme Weise den Bewohnern (Eigenverbrauch) zur Verfügung gestellt werden. Es sollen damit Strategien evaluiert werden, die Energiewende wieder stärker zu dezentralisieren. Es sollen Lösungen für technische Konzepte, für Businessmodelle, für Kommunikations- und Konfliktlösungsstrategien sowie für Rechts- und Verwaltungsverfahren gefunden werden.

Die Modellregion Mecklenburg besteht aus zwei Teilregionen, in denen unterschiedliche Wege zum gemeinsamen Ziel gegangen werden. Damit ergeben sich unterschiedliche Herausforderungen in den Regionen:

  1. In der „Region Rehna“ haben sich vor ca. 1,5 Jahren sechs Gemeinden verbindlich vereinbart, eine Gesellschaft zu gründen, die gemeinsam ein „Bürgerenergiemodell“ (ursprünglich durch Windanlagen, heute ist die Produktionsart offen) entwickelt. Das Kompetenzzentrum ländliche Mobilität begleitet die Gemeinden von Beginn an. Hier geht es im Wesentlichem darum, für die Erzeugung von Erneuerbaren Energien geeignete Flächen und Räume zu lokalisieren und mit Hilfe des Kopernikus-Projektes Verfahren zu entwickeln, die unter den aktuellen und zukünftigen Rahmenbedingungen wirtschaftliches Handeln für die Gemeinden ermöglichen. Ein Fokus liegt dabei auch auf ergänzenden „Leitplanungsmethodiken“ wie regionalen Wärmebedarfsplänen, Energiebedarfsplänen, Mobilitätsbedarfsplänen. Ein weiterer auf Entscheidungen für nachhaltige Speichertechnologien sowie auf Businessmodellen.
  2. In der Region „Eldequellgebiet“ haben sich schon vor Kopernikus zwölf Gemeinden mit dem Ziel zusammengeschlossen, Nahmobilität zu generieren. Das Kompetenzzentrum ländliche Mobilität hat dies nun als Kopernikus-Projekt genutzt, um ein Mobilitätskonzept mit den Bürgermeistern und einigen Bewohnern zu erarbeiten, das langsam umgesetzt werden muss. Noch in 2017 sollen ein bis zwei Dorfbusse Nahverkehre anbieten und zeigen, was im Sektor Mobilität möglich ist. Ziel dieses Vorgehens ist, die konkreten regionalen Bedürfnisse nach Daseinsvorsorge zu erfassen und zu befriedigen. Dabei wird den Bewohnern immer wieder deutlich gemacht, dass der Landkreis und das Land dafür nicht zahlen werden, sondern dass die Gemeinden selbst das Geld aufbringen müssen. Im Endeffekt soll dann das Bewusstsein dafür hergestellt werden, dass die Gemeinden sich im Bereich der Energiewende wirtschaftlich betätigen müssen, um die Angebote im Bereich der Daseinsvorsorge (Mobilität) auf Dauer betreiben zu können. Durch Businesspläne, die im Projekt ENavi erarbeitet werden, sollen die Gemeinden dabei im zweiten Schritt unterstützt werden.

In der ersten Projektphase der Modellregion Mecklenburg wurde in beiden Regionen Kenntnis, Verständnis und Akzeptanz für ENavi hergestellt. Das Projekt ist inzwischen weitgehend verstanden und positiv aufgenommen worden. In beiden Regionen haben sich Arbeitsgruppen bilden können, die Basiskonzepte erarbeiten und nach außen kommunizieren.